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Paul Eudel  (1837 - 1912)  
Französischer Schriftsteller,

   *    23.10.1837 in Le Crotoy
 V    10.03.1912


Sein Vater war Zöllner in Le Crotoy und Paul Eudel wurde dort am 23. Oktober 1837 geboren.  Als sein Vater vier Jahre später nach Nantes versetzt wurde, verbrachte er dort seine Schul- und Studienzeit. 
Im Jahre 1860 wurde Paul Eudel in einem Handelshaus eingestellt und bereits wenig später erschienen seine ersten Reisebeschreibungen im Courrier de Nantes
Seine schriftstellerischen Aktivitäten und seine Begabungen eröffneten ihm 1873 zahlreiche Funktionen 
in Nantes, er wurde Mitglied des 'Comité d'inspection et d'achats de la bibliothèque', des 'Comité de direction de l'Association polytechnique' und auch Stadtratsmitglied. 

1877 zog er nach Paris, dort verlangte schon bald der Figaro nach seiner Mitarbeit und er schrieb parallel dazu zahlreiche Vorworte für berühmte Kunstkataloge, Studienwerke über Sammler und berühmte Sammlungen, sprachwissenschaftliche Werke, sowie viele eigene Artikel in Zeitschriften aus Paris und aus der Umgebung,  die er sowohl unter eigenen Namen als auch mit seinem Pseudonym Paul du Crotoy verfasste. 
Im Jahre 1891 erhielt er einen Literaturpreis des bekannten Literaturmäzens Chauchard.
 

Paul Eudel beschreibt in seinem Bericht 'Flucht nach Le Crotoy' aus dem Juni 1883 seine Alltagsmüdigkeit in der Stadt Paris und die Vorzüge Le Crotoy's:

Ich war des Stadtlebens in Paris müde. Ich strebte nach der Ruhe des Geistes und nach der Erholung des Körpers. Gestern habe ich meinen Koffer gepackt und ich bin vom Gare du Nord aus geflohen, mir eine freie Woche zu gewähren, ich wollte meine Picardie wiedersehen.
Man muß diesem Leben faktisch von Zeit zu Zeit entgehen, das einen abstumpft, die verstaubte Atmosphäre der Boulevards und die stinkende seines Arbeitszimmers gegen die lebendige Landluft oder gegen eine belebende Brise salzgeladener Seeluft austauschen. Die Lungen brauchen Sauerstoff, die Augen wollen sich auf einen anderen Horizont einstellen, als den der engen Straßen oder den der eintönigen, stets rechtwinklig verlaufenden Zugangsstraßen. Die Ohren möchten kein Pfeifen der Straßenbahnen, Geschrei der Straßenhändler oder sogar Chöre der Oper mehr hören. 
Die Stadt mit ihren blutarmen Bäumen, unangenehmen Ausdünstungen, ihrem verdächtigen Wasser, Nährbrühe für die Mikroben, gibt eine verrückte Lust auf die Dauer, sich in den lebendigen Quellen der Natur wieder einzufinden und wie Antée, neue Kräfte zurückzugewinnen, neuen Boden findend.
 Der Anblick der Berge ist eindrucksvoll, der Schatten der Wälder ist liebenswert, aber der Reiz des Meeres ist allgewaltig, und - warum auch nicht - bin ich ans Meer gefahren ...

Le Crotoy, dort ist weder das Vergnügen noch das närrische Treiben der Kurorte und Strände in Mode. Man kommt hierhin, seine Nervosität zu kurieren, einen Waffenstillstand mit seinen alltäglichen Beschäftigungen zu schließen und sich des Fiebers des Boulevards zu entledigen, ruhig zu leben, weit genug entfernt von der großen Hölle.


Diese Schilderung des Schriftstellers Eudel lassen das auch heute noch existierende Bedürfnis aufleben, endlich aus dem Trubel der Großstadt ausbrechen zu wollen und sich in den Quellen der Natur, letztendlich in der Ruhe des Badeortes Le Crotoy wieder einzufinden. 
Eudel unterstreicht, daß Le Crotoy aufgrund seiner unveränderten Natürlichkeit eben keine Vergnügungsstadt darstellt und ergänzt dazu im Juli 1884: 

Jeder hat hier nach Belieben gebaut, ohne sich um die Ausrichtung zu kümmern. Die Straßen bilden beachtliche Mäander mit den sich aneinander reihenden Häusern, die sich ineinander verwickeln oder das eine oder andere hoch in die Luft eindringen will. 
Und schon kosten die Straßengrundstücke bis zu 25 Franc und mehr. Sie werden weiter im Preis steigen, weil die Einwohner immer wieder neue Bauvorhaben durchführen, geködert von den lukrativen Erträgen einer sommerlichen Vermietung an die Badegäste. Für sie bedeutet dies eine jährliche Rente, die  jeweils in den Monaten Juli und im August erwirtschaftet wird.
Bis heute hat sich Le Crotoy nicht verändert. Noch immer ist seine Besonderheit, seine Ruhe zu spüren. Die Einwohner, sicher immer noch genauso geschäftstüchtig, signalisieren aber doch eine besondere Herzlichkeit und Wärme, die man sonst an den so vielgerühmten Badeorten Frankreichs vermisst.
 
Paul Eudel
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


 
 
 
 
 
 

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Last update 4.11.2001